Richard Ludacka

Es waren "wilde" Zeiten damals in den sechziger Jahren. Vietnamkrieg, Studentenrevolte, Wettlauf zum Mond... wie kommt ein junger Mensch in solchen Zeiten zu einem beschaulichen Hobby wie der Astronomie? Nun, ich war damals Insasse des Bischöflichen Knabenseminars St. Valentin zu Passau. Mein Alltag war geprägt von Schule und streng geregelter Freizeit hinter Klostermauern. Als in Erdkunde in der 10. Klasse (damals 6. Klasse) Astronomie "dran" war, legte uns  unser Lehrer nahe, die zwei(!) Seiten im Buch selbst zu lesen; er wolle das Thema übergehen, da er nichts davon verstehe und in dieser Wissenschaft sowieso alles ungesichert sei... Mich machten die zwei Seiten jedoch neugierig. Ich wollte mehr wissen und kaufte mir für DM 2,50 das Astronomiebüchlein der Delphinbücherei. Damit konnte ich die ersten Sternbilder identifizieren: Am meisten beeindruckte mich damals im Sommer ´69 der Skorpion mit dem funkelnden Riesenstern Antares. Ein Taschenbuch von Werner BÜDELER - einigen vielleicht noch bekannt als Reporter bei der ersten Mondlandung - über das Steckenpferd Astronomie begeisterte mich so sehr, dass ich mein gerade für ein Tonbandgerät zusammengespartes Geld für mein erstes Fernrohr ausgab: einen 2 Zoll-Refraktor mit 910 mm Brennweite aus dem Hause Neckermann. Ich hatte keine Ahnung, wo die Planeten am Himmel zu finden waren und "klapperte" die helleren Sterne in den Sommerferien mit meinem Teleskop ab; unvergesslich der Augenblick, als sich einer der "Sterne" als Saturn mit deutlich erkennbarem Ring bei 45,5 facher Vergrößerung entpuppte. Als 1970 dann noch der helle Komet BENNET am Nordosthorizont über den Wäldern des Bayerischen Waldes auftauchte, war für mich klar: die Astronomie wird dich wohl nicht mehr loslassen.
Ein Freund aus Regensburg kam in den Ferien zum Beobachten in den Bayerischen Wald: Er besaß einen Eigenbau-Refraktor mit einem FRAUNHOFER-Objektiv 70/1000mm. Damit war die Cassini-Teilung wunderbar zu sehen, auch Doppelsterne ließen sich besser auflösen. Ein besseres Objektiv musste her: Die Fa. Spindler&Hoyer bot ein verkittetes 60/800mm-Objektiv zu einem Spottpreis an: Gekauft, Tubus um 110 mm verkürzt, und fertig war mein neues Wunderfernrohr. Fünf Jahre nutzte ich damit vor allem die Sommerferien, um den Himmel "abzugrasen". Den Traum von einem größeren Fernrohr konnte ich mir dann während meines Studiums erfüllen: Ein 150/1200mm - NEWTON der Fa. Alt wurde auf eine selbstgebastelte Montierung aus einem alten Butterrührer und Holzbrettern montiert: Heute würde man sowas wohl DOBSON nennen! Damit wagte ich eine Mitarbeit als Veränderlichenbeobachter bei der AAVSO. Sterne 14. Größe konnte man damals noch mitten aus einem Bayerwalddorf heraus erreichen: in Innernzell gab es nur zwei Straßenlaternen!
Bald darauf hatte auch das ewige Auf- und Abbauen des Teleskops ein Ende: Mein Vater opferte einen Urlaub für den Bau einer Klappdach-Sternwarte, die "DOBSON"-Montierung  wurde durch eine professionelle REGULUS-Montierung der Fa. Witte & Nehls ersetzt und das Fernrohr auf eine Betonsäule mit bombenfestem Zweikubikmeterfundament gesetzt. Jetzt konnte ich endlich auch Planetenfotografie mit langen Äquivalentbrennweiten wagen.
Spezialisiert habe ich mich in all den Jahren eigentlich nicht: Mich interessieren alle Himmelsobjekte und astronomischen Gebiete, vor allem die Kosmologie und das Beobachten aus "Spaß an der Freud"... damals noch untermalt von "Musik zum Träumen" von Ö 3, jede Nacht ab 23 Uhr... 


Richard Ludacka


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