Es waren "wilde" Zeiten damals in den sechziger
Jahren. Vietnamkrieg, Studentenrevolte, Wettlauf zum Mond... wie kommt
ein junger Mensch in solchen Zeiten zu einem beschaulichen Hobby wie der
Astronomie? Nun, ich war damals Insasse des Bischöflichen Knabenseminars
St. Valentin zu Passau. Mein Alltag war geprägt von Schule und streng
geregelter Freizeit hinter Klostermauern. Als in Erdkunde in der 10. Klasse
(damals 6. Klasse) Astronomie "dran" war, legte uns unser Lehrer
nahe, die zwei(!) Seiten im Buch selbst zu lesen; er wolle das Thema übergehen,
da er nichts davon verstehe und in dieser Wissenschaft sowieso alles ungesichert
sei... Mich machten die zwei Seiten jedoch neugierig. Ich wollte mehr wissen
und kaufte mir für DM 2,50 das Astronomiebüchlein der Delphinbücherei.
Damit konnte ich die ersten Sternbilder identifizieren: Am meisten beeindruckte
mich damals im Sommer ´69 der Skorpion mit dem funkelnden Riesenstern
Antares. Ein Taschenbuch von Werner BÜDELER - einigen vielleicht noch
bekannt als Reporter bei der ersten Mondlandung - über das Steckenpferd
Astronomie begeisterte mich so sehr, dass ich mein gerade für ein
Tonbandgerät zusammengespartes Geld für mein erstes Fernrohr
ausgab: einen 2 Zoll-Refraktor mit 910 mm Brennweite aus dem Hause Neckermann.
Ich hatte keine Ahnung, wo die Planeten am Himmel zu finden waren und "klapperte"
die helleren Sterne in den Sommerferien mit meinem Teleskop ab; unvergesslich
der Augenblick, als sich einer der "Sterne" als Saturn mit deutlich erkennbarem
Ring bei 45,5 facher Vergrößerung entpuppte. Als 1970 dann noch
der helle Komet BENNET am Nordosthorizont über den Wäldern des
Bayerischen Waldes auftauchte, war für mich klar: die Astronomie wird
dich wohl nicht mehr loslassen.
Ein Freund aus Regensburg kam in den Ferien
zum Beobachten in den Bayerischen Wald: Er besaß einen Eigenbau-Refraktor
mit einem FRAUNHOFER-Objektiv 70/1000mm. Damit war die Cassini-Teilung
wunderbar zu sehen, auch Doppelsterne ließen sich besser auflösen.
Ein besseres Objektiv musste her: Die Fa. Spindler&Hoyer bot ein verkittetes
60/800mm-Objektiv zu einem Spottpreis an: Gekauft, Tubus um 110 mm verkürzt,
und fertig war mein neues Wunderfernrohr. Fünf Jahre nutzte ich damit
vor allem die Sommerferien, um den Himmel "abzugrasen". Den Traum von einem
größeren Fernrohr konnte ich mir dann während meines Studiums
erfüllen: Ein 150/1200mm - NEWTON der Fa. Alt wurde auf eine selbstgebastelte
Montierung aus einem alten Butterrührer und Holzbrettern montiert:
Heute würde man sowas wohl DOBSON nennen! Damit wagte ich eine Mitarbeit
als Veränderlichenbeobachter bei der AAVSO. Sterne 14. Größe
konnte man damals noch mitten aus einem Bayerwalddorf heraus erreichen:
in Innernzell gab es nur zwei Straßenlaternen!
Bald darauf hatte auch das ewige Auf- und Abbauen
des Teleskops ein Ende: Mein Vater opferte einen Urlaub für den Bau
einer Klappdach-Sternwarte, die "DOBSON"-Montierung wurde durch eine
professionelle REGULUS-Montierung der Fa. Witte & Nehls ersetzt und
das Fernrohr auf eine Betonsäule mit bombenfestem Zweikubikmeterfundament
gesetzt. Jetzt konnte ich endlich auch Planetenfotografie mit langen Äquivalentbrennweiten
wagen.
Spezialisiert habe ich mich in all den Jahren
eigentlich nicht: Mich interessieren alle Himmelsobjekte und astronomischen
Gebiete, vor allem die Kosmologie und das Beobachten aus "Spaß an
der Freud"... damals noch untermalt von "Musik zum Träumen" von Ö
3, jede Nacht ab 23 Uhr...