Das Wunder von Fécamp*
Ein C 8, ein
800mm-Spektiv, ein 300mm- und ein 135mm-Objektiv mit
Sonnenfiltern und Kameras im VW-Bus verstaut, über 1000 km an
den Atlantik gefahren, um 3 Uhr morgens das Gerät am Polarstern
justiert und jetzt, 11.50 Uhr, 30 Minuten vor dem 2. Kontakt
fallen Regentropfen aus einer schwarzen Wolke auf das Wunder der
Technik, das die Jahrhundertsonnenfinsternis festhalten soll.
Der 1. Kontakt ist längst vorbei, die schwarze Wolke kriegt
Nachschub aus dem Osten... nur weit draussen auf dem Meer kreuzen
Segler im fahlen Licht der zu 90 % bedeckten für uns
unsichtbaren Sonne.
12.15 Uhr, nur noch 5 Minuten bis zur Totalität: Der Himmel über
uns bleibt nicht grau sondern tiefschwarz...wie hoch werden die
Wolkentürme über uns wohl sein?...7/8 Bewölkung... nur über
dem weiten Westhorizont liegt ein tiefblauer wolkenfreier
Streifen über dem Meer...
Da, 12.17 Uhr, drei(!) Minuten vor der Totalität reissen die
Wolken auf, die schmale Sonnensichel umgeben von einem Halo!
Innerhalb von wenigen Minuten verwandelt sich der schwarzgraue
regenwolkenverhangene Himmel in einen tiefblauen wolkenlosen...
Venus leuchtet auf...
Wir starren auf die Sonnensichel, die jetzt fadendünn geworden
ist und können es nicht glauben: Diamantring",
schreit mein Sohn...gerade habe ich die Sichel im 300er Tele
gefunden, fliegende Schatten" höre ich noch und schon
wird es finster, im C 8 leuchten 12 Protuberanzenfelder...
* bei Fécamp, einem Küstenort der Normandie, erreichte der
Mondschatten das europäische Festland
R. Ludacka